Ausstellungen

Von Melancholie und Glück

Fotoprojekte von Magdalena Stengel und Hannah Häseker

Im Rahmen unseres Nachwuchsprogramms zeigen wir zwei eindringliche Fotoprojekte: „Baxtale Romnia – Glückliche Frauen“ von Magdalena Stengel aus Berlin und die „Anatomie der Melancholie“ von Hannah Häseker aus Hamburg.

Bei den unabhängigen Fotoprojekten von Magdalena Stengel und Hannah Häseker handelt es sich um Abschlussarbeiten, die in ihrer Erscheinung unterschiedlicher kaum sein können und doch etwas gemeinsam haben. Sie erzählen in inspirierender Weise von Authentizität, Stärke und Weiblichkeit und ziehen die Betrachter*innen mit ihrer Bildsprache in ihren Bann. Während sich Hannah Häseker auf Spurensuche nach Orten von Zeitlosigkeit und großer, stimmungsvoller Macht begibt, um die Schönheit der Melancholie offenzulegen und diesen Stimmungen nachzuspüren, widmet sich Magdalena Stengel der Alltagswelt von Romafrauen. Bewusst inszeniert sie Porträts glücklicher Frauen, da gut integrierte, gebildete Romani nur selten in der Bildberichterstattung wiederzufinden sind. Diese Frauen wissen, was sie wollen, und ermöglichen Einblicke in ihre persönlichen Familientraditionen und in ihre Kultur. Handwerklich trifft Digitales auf Analoges, sättigende Farbigkeit und Lebensfreude auf realitätsfernes Lichtspiel und Melancholie. 



Magdalena Stengel zu ihrem Projekt: Baxtale Romnia – Glückliche Frauen
Die ausgewählten Porträts stammen aus dem gleichnamigen Fotobuch mit Rezepten und Geschichten über Romafrauen. Straßenprostitution, Armut, Problemhäuser, Sozialbetrug, Schulschwänzer: Unter diesen Schlagwörtern berichten sonst die Medien über Sinti und Roma in Deutschland. Erfolgsgeschichten fehlen dagegen: Gut integrierte, gebildete, beruflich erfolgreiche und kreative Romani sieht man in der Bildberichterstattung leider selten. In ihrer Abschlussarbeit „Baxtale Romnia – Glückliche Frauen“ widmet sich Magdalena Stengel in Form eines Fotobuchs mit Rezepten und Geschichten diesen Frauen. Frauen aus Deutschland, England, Frankreich, den Nieder­landen und Ungarn laden die Betrachter*innen zu sich nach Hause ein, gewähren Einblicke in ihre Küchen, ihren Alltag und ihre Lebensgeschichten. Die Frauen die vorgestellt werden, sind Esmeralda Romanez, EU-Menschenrechtsaktivistin aus Arles in Süd-Frankreich, Delaine Les Bas, Künstlerin und Ausstellerin im ersten Roma-Pavillion der Biennale aus Worthing in England, Elli Jonuz, Dozentin an der Uni Köln aus Siegburg, Lita Cabellut, Malerin aus Den Haag in den Niederlanden und Lili Lantos, Modedesign­studentin aus Berlin.
Magdalena Stengel wurde 1987 geboren und ist in Süddeutschland aufgewachsen. Nach ihrer Assistenzzeit bei der Modefotografin Monica Menez in Stuttgart, studiert sie von 2009 – 2014 Fotografie an der Fachhochschule Dortmund mit Abschluss Bachelor of Arts. Seitdem arbeitet sie als freiberufliche Fotografin von Dortmund aus. Seit Oktober 2017 besucht sie die Meisterklasse an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin bei Ingo Taubhorn und Ute Mahler.

Hannah Häseker zu ihrem Projekt: Anatomie der Melancholie
Der Geisteszustand der universalen Metapher "Melancholie" wird in einer Abfolge von Bilderreihungen beschrieben. Die 6x6 Mittelformataufnahmen zeigen vermehrt, dunkle, stimmungsvolle Bilder. Grundlegend für die Motivwahl waren dabei Texte von Dostojewskij und dem englischen Philosophen Robert Burton. Die Melancholie, die den Zustand eines zunehmenden "Selbst-verlierens" beschreibt. Häseker möchte auf diesen Zustand aufmerksam machen und die Schönheit dieser Gefühlsregung offenlegen. Diese Fotoarbeit entstand in einer uferlosen Phase des Suchens und Findens von Zeitlosigkeit. Einhergehend mit dem Geruch eines staubigen Dachbodens und dem verfallenden Klang von einem Sommerabend. Es handelt von einer Reise, die vorrangig alleine angetreten wurde. Zeitweilig begleitet von Menschen, die ebenfalls auf der Suche nach diesem Gefühl sind und gewillt, sich diesem ganz und gar hinzugeben. Innerhalb ihrer Fotografie vertritt sie eine Position, bei der Authentizität am wichtigsten ist. Es geht ihr darum, die Porträtierten in einer Art und Weise widerzuspiegeln, wie sie sie selbst erlebt und wie sie sie für sich kennengelernt und erschlossen hat. Sie möchte mit ihrer Fotografie andere Menschen dazu anregen, sich ein wenig in den Bildern selbst zu verlieren und diesen Stimmungen nachzuspüren. Erinnerungen zu erwecken und sich die Betrachter*innen eigene Geschichten dazu ausdenken lassen. Allen voran sind ihr vom bildlichen Inhalt, Orte von großer Wichtigkeit. Orte von Zeitlosigkeit und großer, stimmungsvoller Macht.
Seit sie ein junges Mädchen war hat Hannah Häseker gemalt. Dieses Medium wurde dann durch den Kauf der ersten Spiegelreflexkamera durch die Fotografie langsam abgelöst. Nach dem Abitur folgte das Kommunikationsdesign-Studium an der HAW Hamburg. Während der Zeit zog es Hannah Häseker 2015 nach Budapest. Der Studienaufenthalt prägte sie nachhaltig. Seit dem Herbst 2017 absolviert sie das Masterstudium an der HAW Hamburg bei Professor Vincent Kohlbecher und Dorothea Heinrich.

Warum uns die beiden Fotografinnen so begeistert haben ...
„Wir, das KunstLeben-Team, haben diese jungen und begabten Fotografinnen für unser Nachwuchsförderprogramm ausgewählt, da uns die Konzeptstärke und atmosphärische Bildsprache beider Positionen sehr beeindruckt haben. In Magdalena Stengels Arbeiten „erliest“ sich der Betrachter die tiefgründige, dokumentarische Arbeit, die hinter den Bildern steckt, bereits an den eindrücklich inszenierten Porträts. Hannah Häseker überzeugt mit ihrer eigensinnig ästhetischen Spielart zum Thema Melancholie. Wir freuen uns auf diese starken Künstlerinnen, die sich unkonventionell an ernsthafte Themen heranwagen. Die Arbeiten sprechen für sich!“, sagt Annika Gaida vom KunstLeben Verein.

Ausstellung: Von Melancholie und Glück
Vernissage: Freitag, 14. September 2018, 19 Uhr
Zeitraum: 14.09. - 08.10.2018
Location: kulturreich Galerie, Hamburg